LEIPZIG UND DIE KLASSISCHE MODERNE/1

22.02. – 27.04.2003

Manfred Trauzettel
Arnd Schultheiß
Gil Schlesinger
Heinz Müller
Manfred Martin d. Ä.
Kurt Frühauf
Roland Frenzel
Maria Becke-Rausch

Manfred Trauzettel und sein künstlerisches Umfeld

Mitunter treffen zu viele ungünstige Faktoren aufeinander. Und das Werk ganzer Generationen gerät in Vergessenheit noch bevor es von der Welt so recht zur Kenntnis genommen wurde.

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war vor allem unter den progressiven Siebzehn- bis Fünfundzwanzigjährigen, ob in Bezug auf Musik oder bildender Kunst, gleichermaßen das Bedürfnis groß, schnellstmöglich Anschluss zu erhalten an das, was in Deutschland ab 1935 verloren gegangen war und an das, was sich seitdem in der Welt vollzogen hatte.

Das Bauhaus, der Jazz, die neue konzertante Musik und nicht zuletzt die klassische Moderne entsprachen dem befreit aufblühenden Lebensgefühl jener Jugend. Und Leipzig war damals in diesem Sinne nicht nur ein Schmelztiegel, sondern besagte Entwicklung fand hier auf einem sehr hohen Niveau statt.

Aber die Sprunghaftigkeit der Entwicklungen des zwanzigsten Jahrhunderts ließ immer wieder ganze Bereiche davon ins Abseits gleiten. Und wenn dann noch persönliche Eigenheiten hinzukamen, gipfelte manches sogar in jenen tragischen Künstlerexistenzen, mit denen seit dem neunzehnten Jahrhundert die Kunstgeschichte reich bestückt ist. Jedoch gilt dies nicht generell. Oft verlaufen auch unter ungünstigsten Bedingungen die Existenzen der betroffenen Künstler recht normal, nicht selten begleitet von einem heiteren, zufriedenen Lebensverlauf.

Das Medienzeitalter (und das seit dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert) produziert leider immer wieder das Aufblähen einzelner Entwicklungsbereiche zu so mächtigen Gebirgen, dass der Blick auf das Gesamte verstellt wird: Wie zum Beispiel die hochinteressante Entwicklung der Nordamerikanischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Oder die des sogenannten expressiven Realismus. Oder eben die der Ausläufer der klassischen Moderne, die auch in Leipzig bemerkenswert verlief.

Eine der zentralen Gestalten dieser Entwicklung war Manfred Trauzettel, genialer Musiker, Sänger und Maler, begnadeter Unterhalter und einsamer Einzelgänger inmitten eines großen Bekanntenkreises. Klassisches Beispiel des bürgerlichen Genies, das an sich selbst scheiterte. Dabei war er mit seinen künstlerischen Ambitionen nicht allein, sondern Teil einer Entwicklung zu der für ihre Leistungen so bedeutsame Namen zählen wie die Grafiker oder Maler: Arnd Schultheiß, Gil Schlesinger, Manfred Martin d. Ä., Heinz Müller (der frühe), Kurt Frühauf, Roland Frenzel oder die Bildhauerin Maria Becke-Rausch.

Mit den bescheidenen Mitteln der Anregung will diese Ausstellung die Aufmerksamkeit auf die Gesamtheit der Leipziger Kunstentwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges lenken. Viele der gezeigten Werke sind zwar in Leipzig entstanden, aber in der Leipziger Öffentlichkeit bisher noch nicht zu sehen gewesen.